© SONNENTOR

2003

SONNENTOR eröffnet sein erstes Geschäft - doch der Erfolg bleibt aus. Johannes Gutmann teilt mit uns seine Erfahrungen über das Scheitern.

Als ich vor 35 Jahren SONNENTOR gründete, hatte ich ein Ziel: so viel zu verdienen, dass ich davon einfach und gut leben kann. Nie hätte ich mir erträumen lassen, dass ich über drei Jahrzehnte später den großen Erfolg sowohl in Österreich als auch darüber hinaus feiern würde – und zwar zusammen mit über 500 Mitarbeitenden. Aus den ursprünglich drei Bauernfamilien sind mittlerweile 1.000 Bio-Bäuerinnen und -Bauern geworden, die weltweit viel Freude auf den Feldern wachsen lassen. Doch um erfolgreich zu sein, muss man auch scheitern können.

Erste Stolpersteine 

Auch mich hat es gleich zu Beginn meiner Unternehmensgeschichte auf die Pappen geschmissen – also ich bin ganz schön gestolpert. Ich hatte das große Glück, einen Gründungskredit zu bekommen. Und was habe ich gemacht? Ich habe gleich die Hälfte davon in den Sand gesetzt, weil ich die falschen Sackerl bestellt habe! Die ohne Sichtfenster, obwohl genau das die Besonderheit an meiner Verpackung sein sollte. Ich habe dann einfach die richtigen Verpackungen noch einmal geordert, weil ich an meine Idee glaubte. Und siehe da: Der Erfolg der Sichtfenster hat sich schnell gezeigt. Die Summe, die ich zu Beginn versenkt hatte, konnte ich rasch wieder reinholen. Die irrtümlich georderten Verpackungen fanden sogar eine neue Verwendung. Wir nutzten sie über die Jahre für den Schutz unserer ätherischen Öle. Was ich daraus gelernt habe? Von Rückschlägen darf man sich nicht beirren lassen. Statt am Problem festzuhalten, sollte man sich besser fragen, ob es eine andere Lösung gibt. Denn es geht immer weiter! Das war auch meine Devise, als ich 2003 den ersten Laden in Wien eröffnete.

Wer scheitert entdeckt Chancen  

Die Idee war, zusätzlich zu unseren Kräutern und Gewürzen auch Gemüse und Feinkost  zu verkaufen. Das war vielleicht ein Schmarren! Zuerst konnte ich es nicht glauben, dass das Konzept nicht funktioniert und dass die Lage ein Fehlgriff war. Einen Monat lang sind meine liebe Frau Edith und ich täglich nach Wien gegondelt, um die Misere in den Griff zu bekommen. So viele Wurstsemmerl mit Gurkerl habe ich mein Leben lang nicht mehr geschnitzt. Dabei wurde mir jedenfalls klar: Das wird hier nichts – wir brauchen eine andere Lage und ein anderes Konzept! Von nun an wollten wir uns lieber auf das konzentrieren, was wir kennen und können: unsere eigenen Produkte. Der Anker für die Franchise-Idee war gelichtet.

So konnten wir nicht nur unsere eigene Marke stärken, sondern auch über ein Dutzend Partner:innen den Weg in die Selbstständigkeit ebnen. Das Schöne ist: Sie alle teilen unsere Werte und einige von ihnen haben auch schon die nächste Generation an Bord geholt. Gemeinsam steuern wir SONNENTOR in eine sonnige Zukunft.

Ich freue mich schon auf die nächsten Hürden. Wer weiß, auf welche genialen Ideen sie uns bringen. Krisen sind die besten Chancen!