Dort, wo er lebt, ist der Wald in wenigen Schritten erreichbar. „Wenn wir als Kinder spielen wollten, sind wir in den Wald gegangen. Meine Verbindung zur Natur ist daher schon immer eine sehr enge gewesen“, sagt der 50-Jährige und streift dabei mit seiner linken Hand die Gräser am Wegesrand. Auf seinem Kopf sitzt ein grauer Filzhut und seine Beine kleidet eine Lederhose mit kunstvollen Verzierungen. Wir plaudern locker über seine Arbeit, Familie, das Wetter und sind schnell per Du. Unter unseren Schuhen fängt es an zu knistern, als wir den Wald betreten. Schlagartig umhüllt uns eine friedliche Stille und wir verlangsamen unsere Schritte. Es duftet nach den Terpenen, die die Bäume verströmen. Ihre beruhigende Wirkung ist sogleich spürbar.
„Ich habe Tischler gelernt. Ich wollte viel Geld verdienen, Chef sein, ein Firmenauto haben. Das habe ich dann mit 40 gehabt – und bin krank geworden“, antwortet mir Robert auf die Frage, wie er zu einem Handwerk kam, das nahezu ausgestorben ist. Das Herz und die Lunge machten Probleme, Burn-out sei die Diagnose gewesen. „Geh in den Wald, riet mir meine Frau Eva“, fährt er bedächtig fort. „Anfangs habe ich meinen Emotionen freien Lauf gelassen, viel geweint und hinterfragt. Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Die Kinder waren klein, bei der Eva wurde Multiple Sklerose festgestellt und die Großmutter hatten wir noch zur Pflege im Haus.“ Wenig später begegnet Robert einem alten Pecher im Wald, den er schon länger kennt. Er beschließt, ihn eine Zeit lang zu begleiten. Nach zwei Jahren darf er das erste Mal selbst einen Baum bearbeiten.