Auf dem Foto ist ein Vergissmeinnicht mit den blauen Blüten zu sehen. | © SONNENTOR

Was sind eigentlich Pyrrolizidinalkaloide?

Wir beantworten die häufigsten Fragen zu den sekundären Pflanzenstoffen.

Hast du schon von Pyrrolizidinalkaloiden gehört? Immer wieder wird in Verbindung mit Tees in den Medien davon berichtet – meist in Zusammenhang mit ihrer krebserregenden Wirkung. In sozialen Netzwerken verbreiten sich diese Meldungen oftmals wie ein Lauffeuer und sorgen für große Verunsicherung. Du fragst dich: Kann ich noch bedenkenlos Tee trinken? Die kurze Antwort: Ja! Ausführliche Antworten zu den häufig gestellten Fragen über Herkunft und Wirkung von Pyrrolizidinalkaloiden haben wir hier gesammelt.

Auf dem Foto ist Kamille zu sehen. | © SONNENTOR

Was sind Pyrrolizidinalkaloide?

10 Silben und ein Zungenbrecher – das sind Pyrrolizidinalkaloide, der Einfachheit halber auch PA genannt. Diese stickstoffhaltigen Naturstoffe gehören zur Gruppe der Alkaloide und werden von Pflanzen, Tieren und Pilzen gebildet. PA sind sekundäre Pflanzenstoffe; im Gegensatz zu Kohlenhydraten und Proteinen werden sie nicht für den Energiestoffwechsel und Zellaufbau der Pflanze benötigt. Ihre Aufgabe ist jedoch nicht minder wichtig: sie schützen Pflanzen vor Fraßfeinden. Schon kleine Mengen an Pyrrolizidinalkaloiden reichen, um Käfer, Larven und Co. in die Flucht zu schlagen.

Wie viele Pyrrolizidinalkaloide gibt es?

Inzwischen kennt man rund 600 verschiedene Pyrrolizidinalkaloide, die von über 6000 Pflanzenarten gebildet werden. Der Hälfte davon sagt man eine toxische Wirkung nach. Wobei – auch hier macht die Dosis das Gift. Der blaue Eisenhut, zum Beispiel, enthält eine hohe Anzahl an PA, deshalb zählt er zu den Giftpflanzen und sollte nicht auf deinem Teller landen. Andere Alkaloide werden von vielen Menschen sogar großzügig konsumiert. Wusstest du, dass Nikotin und Koffein auch zu den Alkaloiden zählen?

Die meisten PA fallen uns gar nicht bewusst auf, da ihre Wirkung zu schwach und die aufgenommenen Mengen zu gering sind. Dabei sind wir umgeben von pyrrolizidinhaltigen Pflanzen. Über die ein oder andere bist du bestimmt schon mal bei einem Spaziergang gestolpert:

Wie kommen Pyrrolizidinalkaloide in den Tee?

Schwarz-weiß Foto von Bauer Kainz Kurt mit einer Kiste gefüllt mit frischen Kräutern. Im Hintergrund ist rote Farbe. | © SONNENTOR

Pflanzen die PA bilden, werden grundsätzlich nicht zu Lebensmitteln verarbeitet, wachsen aber öfters auf den Feldern. Werden sie versehentlich mitgeerntet, kann das ein Grund für erhöhte PA-Gehalte im Tee sein. Mit mangelnder Sorgfalt hat das meistens aber nichts zu tun, denn es reichen bereits geringe Mengen.

5 PA-bildende Pflanzen auf einem Hektar Anbaufläche mit 50.000 bis 60.000 Nutzpflanzen reichen aus, um erhöhte Werte zu messen.

Für unsere Bauern wird das Ausjäten von Beikräutern so zur Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Deshalb sagt auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, dass Naturprodukte nie völlig PA-frei sein werden. Werden Pyrrolizidinalkaloide nachgewiesen, handelt es sich aber meist um sogenannte Spotbelastungen, d.h. PA finden sich nur in wenigen Packungen des Produktes. Eben dort wo sich ein Teil eines Beikraut-Blattes reingeschummelt hat.

Übrigens: PA-bildende Pflanzen können sich auf jedem Feld breit machen – ob Bio oder nicht macht hier keinen Unterschied. In der konventionellen Landwirtschaft setzt man auf Pestizide im Kampf gegen Pyrrolizidinalkaloide. Bio-Landwirte jäten die Beikräuter per Hand.

Schaden PA im Tee meiner Gesundheit?

Auf dem Foto ist Kümmel zu sehen. | © SONNENTOR

Da PA-bildende Pflanzen nicht für die Tee-Produktion verwendet werden und durch versehentlich mitgeerntete Beikräuter nur geringe Spotbelastungen entstehen, ist eine übliche Konsumationsmenge von 3 Tassen Tee pro Tag nicht gesundheitsgefährdend.

Gibt es Verzehrempfehlungen?

Anknüpfend an wissenschaftlichen Studien, gibt es erst seit Juli 2022 gesetzliche Grenzwert für PA´s in Lebensmittel. Damit verschafft dies Klarheit auch für uns Herstellern.

Das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) rät auch nicht dazu, auf Tee sowie Kräutertee zu verzichten. Eine abwechslungsreiche Ernährung senkt zusätzlich das Risiko, PA-bildende Kräuter zu konsumieren. Außerdem versorgst du deinen Körper mit vielseitigen Nahrungsmitteln am besten mit Nährstoffen und Vitaminen. Das gilt besonders für sensible Verbrauchergruppen, wie zum Beispiel werdende Mütter und Kinder.

Was unternimmt SONNENTOR gegen Pyrrolizidinalkaloide?

Auch wenn PA in geringen Mengen nicht gesundheitsgefährdend sind, setzt sich SONNENTOR dafür ein, das Risiko zu minimieren. Alle Rohwaren werden in akkreditierten Untersuchungslaboren auf über 550 Substanzen getestet. Dazu zählen neben Pestiziden, Pilzen und Keimen 28 Pyrrolizidinalkaloide, die bereits nachgewiesen werden können. Für die Untersuchung der derzeit möglichen PA-Gehalte setzen wir auf eine neue Methode des BfR, die 2013 entwickelt wurde. Für die Analyse unserer Rohwaren investieren wir jährlich rund 1 Prozent unseres Umsatzes. Das entspricht rund 360.000 Euro. Ware, die Grenzwerte oder Richtwerte überschreitet, wird nicht verkauft.

Foto von zwei Ringelblumen Blüten. | © SONNENTOR

Die eigentliche Arbeit beginnt jedoch, bevor die Rohware bei uns ankommt, nämlich bei den Bio-Bauern am Feld. Diese werden regelmäßig geschult, um Beikräuter rechtzeitig zu erkennen. Unterstützt werden sie dabei von unseren Mitarbeitern, die unsere Landwirte regelmäßig besuchen und sich mit ihnen austauschen. Die heikelste Phase ist die Ernte. Hier müssen die Bauern besonders sorgfältig arbeiten.

Nach der Ernte und der Erstaufbereitung durch die Landwirte, werden die Rohwaren bei uns ein zweites Mal gereinigt. Hier kommen Photoauslesezellen,  spezielle Siebmaschinen und Windsichter zum Einsatz. Bei diesen strengen „Türstehern“ haben Beikräuter kaum eine Chance.

Weitere Infos

Illustration von Bolte. | © SONNENTOR

Der Deutsche Teeverband informiert in diesem Video über Pyrrolizidinalkaloide (PA):