Auf dem Foto ist passend zur Waldpurgisnacht eine reinigende Kräutermischung zu sehen. | © SONNENTOR

Walpurgisnacht: Hexen, Kräuter& Tanz

Ein Erlebnis mit Kräutern, Räucherungen und Ritualen - ganz ohne Hexen.

In der mythischen Walpurgisnacht steckt seit jeher etwas Anziehendes. Große Freudenfeuer auf den Bergen, verzaubernde Maibowle, Hexen die wild durch die Nacht reiten und rauschende „Tanz in den Mai“ Feste. Der Übergang in die warme Jahreszeit wird seit jeher gebührend gefeiert. Mit Kräutern, Räucherungen und speziellen Ritualen kannst auch du die „Hexennacht“ zu einem schönen und erdenden Naturerlebnis machen. Wie viele Hexe steckt in dir?

Warum ist die Walpurgisnacht die Nacht der Hexen?

Foto von Holunderblüten. | © SONNENTOR

Der Ursprung der Walpurgisnacht geht auf „Beltane“, ein altes europäisches Volksfest, zurück. Es markierte in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai den Beginn der Sommerzeit und wurde bereits vor über tausend Jahren mit großen Fruchtbarkeitsfesten und Freudenfeuern gefeiert. Den Schleier zur Anderswelt – der Welt der Götter und Ahnen – vermutete man dann als besonders dünn. Mit Räucherungen, Opfergaben und ekstatischen Tänzen ehrte man sie. Das „wilde“ Treiben zum Abschied der kalten Jahreszeit wurde aber allmählich und zuletzt mit der Christianisierung als Hexenwerk verteufelt. Im Mittelalter vermutete man Orgien hinter den Festen, bei denen Hexen in der Nacht mit Besen übers Land ritten um sich auf den Bergen mit dem Satan zu vermählen.

Mit Glockengeläut, Böllerschüssen und Peitschenknallen wollten sich die Menschen vor den Dämonen und bösen Geistern, die sie durch die Hexen entfesselt fürchteten, schützen. Diese Bräuche aber auch das Aufstellen des Maibaums, der als wichtiges Fruchtbarkeitssymbol gilt, sind bis heute erhalten geblieben. Der spätere und heute gebräuchliche Name „Walpurgisnacht“ leitet sich vom Gedenktag an Walburga, einer Äbtissin aus England, ab.

Feste im Jahreskreis gemeinsam erleben und die Sache mit den „Hexen“

Unsere Vorfahren besaßen ein tiefes Verständnis für die natürlichen Wandlungsprozesse und orientierten sich am immerwährenden Kreislauf der Natur. Sie beobachteten Sonne und Mond und teilten das Jahr in acht große Jahreskreisfeste. Jedes hatte seine eigene Bedeutung und wurde mit Kräuterwissen verbunden. Hier kommen die Hexen ins Spiel. Denn oft waren es die alten Frauen die viel Zeit an den kräuterreichen Hecken verbrachten um dort Heilpflanzen zu sammeln. Verdeutlicht wird das durch die Abstammung des Wortes „Hexe“ von „Hagezussen“. Als Hagezussen wurden die alten, kräuterkundigen Frauen in den Hecken („hag“) bezeichnet. Die traurige Geschichte der „Hexen“ im Mittelalter ist weithin bekannt, dass aber gerade diese Frauen bei den Jahreskreisfesten eine besonders wichtige Rolle spielten hingegen weniger.

Interessant ist, welche Phantasien sich in den Köpfen abspielen mussten. So war der Hexenbesen ein einfacher Gegenstand aus Weidenruten, mit dem sich die Frauen nicht in die Lüfte erhoben, sondern ihre magischen Plätze zu den Festen reinigten, schützten und abgrenzten.

Zitronenthymian | © SONNENTOR

Rituale und Rezepte für den Tanz in den Mai

Jahreskreisfeste sind tief in unserer Kultur verankert, wurden vielfach neu interpretiert und zum Teil fast vergessen. Sie und mit ihnen die mythische Walpurgisnacht neu zu entdecken kann etwas sehr Bereicherndes und Erdendes sein. Es ist eine Möglichkeit im Kreise lieber Menschen, Gleichgesinnter oder nur unter Frauen in „Womancircle“ die Natur und das Leben zu ehren. Rituale helfen dabei, sich mit dem Fest zu verbinden. Ein Feuer im Freien, eine Feuerschale im Garten oder ein Räucherstövchen können symbolisch das Zentrum deiner Walpurgisnacht-Feier bilden. Gemeinsames Singen und Tanzen um das Feuer verstärken das Erlebnis und zaubern eine magische Atmosphäre. Ein Glas selbstgemachte Waldmeisterbowle oder Rosensirup, Räucherungen und das Flechten von Gundelrebenkränzen begleiten den Tanz in den Wonnemonat Mai.

Selbstgeflochten – der Gundelrebenkranz

Die Gundelrebe ist nicht nur eine alte Heil- sondern auch Zauberpflanze und Bestandteil vieler wichtiger Kräuterbräuche. Ein Kranz, geflochten aus der Gundelrebe den man die ganze Walpurgisnacht über trägt, soll dabei helfen Böses zu erkennen. Als nahe verwandte der Minze ist der Geschmack der Gundelrebe als minz-thymianartig zu beschreiben. Eine köstliche Nascherei für die Hexennacht ist die schokolierte Gundelrebe, die auch als Wiesen-Aftereight bezeichnet wird. Dazu bestreicht man einzelne Blätter oder die feinen Triebe mit geschmolzener Schokolade und lässt das Ganze im Kühlschrank aushärten.

Foto von einem Salbeiblatt. | © SONNENTOR

Hexenräuchermischung

Eine reinigende Räucherung aus traditionellen Heilpflanzen wie Wacholder, Salbei, Holunder- und Johanniskraut ist eine wunderbare Begleitung für die magische Hexennacht. Dazu mischt man die getrockneten Kräuter und Gewürze zu gleichen Teilen und legt sie auf ein Stück Räucherkohle. Während sich der Pflanzenrauch im Raum verteilt, kann man den Pflanzengeistern danken und sie bitten uns auch im neuen Jahr reich zu beschenken. Danach werden alle Türen und Fenster weit geöffnet, so dass der Rauch in die Nacht davon fliegt. Auch selbstgemachte Räuchersträußchen aus Beifuß, Salbei, Lavendel, Rosmarin, Schafgarbe und anderen Kräutern sind ein schöner Begleiter in der Walpurgisnacht. Mit ihnen lässt sich wunderbar um's Feuer tanzen.

Waldmeister-Bowle

Wie der Gundelrebenkranz, gehört auch die Waldmeisterbowle schon immer zur Walpurgisnacht und sorgte in großen Mengen, wie man sich unschwer vorstellen kann, zu den überlieferten rauschenden Festen. Ab Ende April wird man beim Spazieren im Wald schnell auf den Waldmeister aufmerksam. Denn dort wo er wächst, verströmt er einen herrlichen Duft. Verantwortlich dafür ist Cumarin. Ein Inhaltsstoff mit einem feinen mandelartigen Aroma, welches den Waldmeister zu einer beliebten Zutat für Bowle und Süßspeisen macht. In großen Mengen kann der Genuss, und sicher nicht zuletzt wegen des Alkoholgehalts der Bowle, zu Kopfschmerzen führen.

Rosensirup - Die Königin der Blumen zu Walpurgis

Habt ihr vor das Fruchtbarkeitsfest Walpurgis im Kreise von Frauen zu feiern, darf sie nicht fehlen. Die Königin der Blumen. Wunderschön, anmutig und harmonisierend. Die Rose gilt seit jeher als Symbol der Liebe und Fruchtbarkeit und gehört zu den wichtigsten Heilkräutern für Frauen. Aus ihren Blüten und Blütenknospen lässt sich ein bezaubernder und überaus köstlicher und farbenprächtiger Sirup herstellen, der mit Mineral- oder Sekt aufgespritzt die Hexennacht perfekt abrundet!

Danke an Valerie von Blatt & Dorn für die tollen Rezepte!